Ermutigung: die unterschätzte Währung für mehr Motivation
«Jeder Mensch weiss selbst, wann er einen Fehler gemacht hat.» Diese Aussage stammt von einem Hauptleiter eines Sportcamps für Jugendliche. Es ist darum unnötig, auf Fehlern herumzureiten. «Der Unterschied war, dass Fehlermachen für meine Ansprechperson in der Schnupperlehre etwas Schlimmes bedeutete, aber in der Schule sah man Fehler als Potenzial für Verbesserungen an.» Diese Aussage stammt von einer jungen Frau, die eine Schnupperlehre absolviert hatte und sich von ihrem Ausbildner nicht angenommen gefühlt hatte. Ermutigung bedeutet, Lob auszusprechen, einen Menschen bewusst aufzubauen, ihn oder sie dort «abzuholen», wo sie oder er «steht». Wer motiviert wird, kann ungeahnte Kräfte und Kreativität freisetzen.
«Ja, aber» … oder die Möglichkeiten entdecken
Unsere westeuropäische Kultur ist negativ geprägt. Es wirkt schon fast wie ein Zwang, dass wir ständig auf das Fehlerhafte und das Nicht-Vorhandene blicken. Dieser Negativblick ist leider Teil des menschlichen Denkens und Handelns. Ein griechischer Philosoph sagt einmal: «Was wir am nötigsten brauchen, sind Menschen, die uns ermutigen, das zu tun, was wirklich in uns steckt» (Epiktet, ca. 100 n. Chr.). Wir Menschen gewöhnen uns ganz schnell an Dinge, Abläufe und an den Einsatz der Mitarbeiter. Was sie wirklich leisten, merkt man erst, wenn sie nicht mehr da sind. Es gibt im Bereich des Verhaltens kaum einen besseren Weg als das Lernen am Erfolg. Ehrliches Lob tut gut. Für den betrieblichen Alltag bedeutet dies, dass Ermutigung auf das Geleistete und nicht auf das Fehlende blickt, so wie es die Schule bei Fehlern macht (siehe Zitat am Anfang des Textes).
Lernen, in Chancen zu denken anstatt in Kritik
Ermutigung hilft, in Herausforderungen statt in Problemen zu denken und neue Möglichkeiten zu sehen. Der erste Schritt auf dem Weg zur Ermutigungs-Kultur heisst: trainieren. Erfolge, Gelungenes, Stärken und Kompetenzen wahrnehmen und aussprechen. Ermutigung ist das, was vom einzelnen Mitarbeiter als Ermutigung empfunden wird – in zwischenmenschlichen Begegnungen, in Gesprächen und im Handeln. Es stärkt den Einzelnen in seinen Absichten, spornt ihn an, konstruktiv zu handeln und führt zu einem anderen Umgang mit den Mitmenschen – das Wir-Gefühl wird gestärkt. Die meisten Menschen trauen sich das zu, wozu sie ermutigt wurden.
Ermutigung: die stärkende Lebenskraft
Kennen Sie das Gefühl des kommenden Frühlings? Der Schnee schmilzt, darunter erscheint ein kräftiges Grün mit ersten Blumen, die Blüten mit bunten Farben spriessen lassen und die Natur gestalten. Sie zeigen, dass unter dem Schnee wesentlich mehr steckt als nur eisige Zeiten. Dieses positive Lebensgefühl erlebt der Mensch bei der Ermutigung. Sie lässt die Unsicherheit schmelzen, lässt das Selbstwertgefühl spriessen und stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Langfristig bewirkt sie mehr als Druck oder unrealistische Leistungsziele. Sie ist die wirksamste und stärkste Macht im (betrieblichen) Alltag. Wer lobt, addiert. Wer andere ermutigt, multipliziert. Ermutigung ermöglicht neue Handlungskompetenzen und wirkt wie eine Initialzündung, um optimale und effektive Ergebnisse zu erreichen. Der Ermutigungs-Frühling kann kommen!